Was bewirken neuromotorische Aufrichtungsdefizite?

Lässt ihr Kind nun wichtige Entwicklungsschritte aufgrund von z. B. vorhandenen Blockaden der Wirbelsäule, Instabilität der Halswirbelsäule, KISS-Syndrom, Probleme bei der Geburt o. ä. aus, können dadurch bedingt Lücken bei der weiteren Entwicklung der Sinneswahrnehmung, Gleichgewichtsempfindung und in der visuellen Entwicklung entstehen. Oft sind diese Kinder bei den routinemässigen Untersuchungen beim Kinderarzt nur «wenig auffällig» und werden als nicht behandlungsbedürftig eingeschätzt (nach dem Motto: «das wächst sich 'raus»…). Leider wachsen in vielen Fälle diese Auffälligkeiten nicht 'raus, sondern «verwachsen» sich eher und begleiten das Kind oft bis ins hohe Erwachsenen-Alter. Die Kinder entwickeln sogenannte Ersatzmotorik-Muster. D. h., dass sich Ihr Kind wohl weiter entwickeln wird und auch laufen lernt, jedoch auf „körperlichen und sensorischen Umwegen“.  Es entwickelt eine fehlgeleitete Dauerspannung in der Muskulatur, welche in auffälligen Bewegungs- und Haltungsmustern zu sehen ist. Man spricht hier auch von einer nicht gut aufgerichteten Wirbelsäule (hier ein sitzendes Kleinkind mit zu geringer Stützkraft im Lendenwirbel-Bereich = Sitzkyphose, welche sich nicht mehr von alleine zurückbilden wird. Das Kind wird später „Hummeln im Hintern“ haben, da es nicht richtig auf einem Stuhl sitzen kann).  

Ein Kind mit einer Sitzkyphose wird im Kindergarten oder in der Schule durch sein unruhiges Sitzverhalten auffallen. Es muss sich ständig bewegen oder gar aufstehen, da ihm diese nicht physiologische Sitzposition Unbehagen oder sogar Schmerzen bereitet. Es erscheint den Lehrern unaufmerksam im Unterricht. 
Diese neuromotorischen Defizite machen sich «äusserlich» in Form von Aufrichtungsschwächen der Wirbelsäule mit z. B. nicht physiologischer Sitzhaltung oder gar in Koordinationsschwächen, «innerlich» jedoch in einer schlechten Verarbeitung der sensorischen Informationen bemerkbar. Zudem sind sogar häufig noch bei Schulkindern frühkindliche Reflexe (Saug-, Handgreif-, Fussgreifreflex etc.) auslösbar, welche sich aufgrund von Entwicklungslücken nicht zurückbilden konnten. Dies kann zu weiteren Entwicklungsstörungen mit Verhaltens- und Lernschwierigkeiten führen (siehe «Funktionelle Entwicklungsstörungen»).                      

W. Bein-Wierzbinski «Räumlich-konstruktive Störungen bei Grundschulkindern», ISBN 3-631-52288-6

Ein Kind mit bestehendem KISS (Kopfgelenk-Induziertes-Symmetrie-Syndrom) bzw. KIDD kann z. B. auch noch im Schulalter einen auslösbaren Saugreflex (Babkin) haben, welcher wiederum für Rechtschreib- und Rechenprobleme verantwortlich sein kann. Ein Kind mit schlecht aufgerichteter Halswirbelsäule weist häufig auch blickmotorischen Schwächen auf (z. B. Sakkaden bzw. Blicksprünge der Augen, welche vom Kind nicht kontrolliert werden können). Ihr Kind wird das Lesen bloss durch wiederholtes und andauerndes Üben nur selten fliessend erlernen können, so lange ihm seine Augen «Streiche spielen». Es wird ständig seinen Unmut darüber äussern bis hin zum Frust und zu Recht über Müdigkeit sowie Kopfschmerzen klagen, da seine Augen nicht in der Lage sein werden, die Buchstaben über einen längeren Zeitraum fliessend zu verfolgen und zu erfassen.